Urban Legends mit einem wahren Kern

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WildBill

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Re: Urban Legends mit einem wahren Kern

from WildBill on 12/11/2009 09:56 PM

Die Anhalterin



Diese Geschichte ist in Bayern sehr verbreitet.
Ein Autofahrer sieht auf einer nächtlichen Landstraße, kurz vor einer Autobahnauffahrt, eine junge und hübsche Anhalterin stehen. Er selber hat eine Tochter in diesem Alter, so überlegt er nicht lange und beschließt das Mädchen, soweit es in die gleiche Richtung will, mitzunehmen, damit ihr nichts passiert. Das Mädchen ist rührend dankbar und nennt als ihre Zieladresse ein Dorf, welche auf der Strecke des Autofahrers liegt. So steigt sie ein und legt brav den Sicherheitsgurt an. Bei der Fahrt erläutert ihr der Autofahrer noch die Gefahren beim Trampen. Sie ist etwas schweigsam, was den Autofahrer nicht sonderlich wundert und so fahren sie in Richtung der Heimatstadt des Mädchens.


So gegen 23.30 Uhr wird das Mädchen jedoch ein bisschen unruhig und fragt immer wieder, ob sie es zu der Zieladresse, welche sie angegeben hat, denn auch bis um Mitternacht schaffen würden. Der Mann meint, dass es leider durch den nun einsetzenden Regen ein bisschen schwierig sei, diese Zeitvorgabe einzuhalten. Das Mädchen rutscht auf seinem Sitz unruhig herum und reibt sich die Hände. Der Fahrer meint zu ihr, ob sie friere, wenn ja dann könne sie gerne seine Jacke anziehen, welche auf der Rücksitzbank läge. Das Mädchen zieht sich die Jacke über, schnallt sich wieder an und rutscht weiter unruhig auf ihrem Sitz herum. Kurz vor 00.00 Uhr steigen ihr Tränen in die Augen, der Autofahrer ist der festen Überzeugung, dass sie Angst vor der Standpauke ihrer Eltern hätte und versucht beruhigend auf sie einzureden.


Nachdem er seine Ausführungen beendet hat, schaut er, um die Reaktion auf seine Ansprache zu sehen. Zu seinem großen Schrecken musste er feststellen, dass das Mädchen nicht mehr da ist. Der Gurt ist noch eingerastet, aber das Mädchen ist verschwunden. Da es dafür eine natürliche Erklärung geben muss, fährt er den letzten Streckenabschnitt auf der Suche nach ihr nochmals ab. Er denkt, sie wäre vielleicht aus dem Auto gefallen. Als das alles nichts bringt, beschließt er zu der angegebenen Adresse zu fahren. Als er in die vom Mädchen genannte Straße im Dorf fährt, sieht er zu seinem Erstaunen schon wohl eine ganze Familie mit ernsten Gesichtern auf der Straße stehen.


Er steigt aus und erzählt den Leuten in Stichpunkten die seltsame Begebenheit. Ein Mann löst sich von der Gruppe, geht auf ihn zu und berührt ihn mit Tränen in den Augen an der Schulter, als ob er ihn umarmen wolle und sagt dann: " Wir haben schon auf dich gewartet. Das macht sie jedes Jahr an ihrem Todestag." Auf dem Friedhof fand man auch seine Jacke wieder. Sie hing über ihrem Grabstein.


Quelle

" Wir sind im Kalten Krieg dem atomaren Holocaust nur durch eine Mischung von Sachverstand, Glück und göttlicher Fügung entgangen, und ich befürchte, das letztere hatte den größten Anteil daran."
~General Lee Butler, US Air Force (a.D.)~

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flash26

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Re: Urban Legends mit einem wahren Kern

from flash26 on 12/11/2009 11:23 PM

jetzt gilt es nur noch den wahren kern zu finden

texte der schönheit reihen sich ein im schrägen sinn für humor meiner selbst, nur eins bleibt der wirklichkeit verschlossen : die wahrheit (flash26)

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weirdo
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Re: Urban Legends mit einem wahren Kern

from weirdo on 12/19/2009 05:49 PM

jetzt gilt es nur noch den wahren kern zu finden

:D Kann WildBill ja peu à peu nachliefern...


Hab hier noch etwas aus NRW:
Die Frauensteine im Aaper Wald bei Düsseldorf

Düsseldorf ist meine Heimat und den Aaper Wald kenne ich seit Kindesbeinen an.
Es gibt dort auch alte Bunkeranlagen, Restmauern und Gräben aus dem 2. Weltkrieg.

Der Name hat nichts mit dem niederdeutschen/-ländischen aap = Affe zu zun, sondern entstammt dem germanischen Wort apa = Wasser, also "Wald am Wasser". Früher war das ein zusammenhängendes Waldgebiet, das sich von Duisburg über Rath bis nach Hilden erstreckte. Eine der Rheinschleifen ist nicht weit und zu diesen Zeiten stand auch der Rheinpegel viel höher. Heute haben sich dort weitläufige Auen mit kleinen Pappel- und Mischwäldern und Stränden gebildet - Düsseldorfs beste Versicherung gegen Überflutungen. Bei Hochwasser ist das dann alles - weg... aber die Stadt bleibt trocken.

Die Frauensteine sind etwas Besonderes.
Sie werden auch "Witte Wiwerkes" = "Weise Frauen" oder "Siebensteine" genannt.
Erst sieht man sie nicht, sind für Ortsfremde nicht leicht zu finden, trotz des Namenssteins, der auf sie hinweist. Die Wege im Wald sind verschlungen, man kann die Orientierung verlieren. Man steht dann relativ unvermittelt vor ihnen, sie liegen vor auf einer Art kleinen Kuppe. Ein Stückchen vor den "Siebensteinen" ist ein Kreis aus Bäumen. In der Mitte wächst inzwischen Nadelholz, Steine liegen dort auch, hier gut zu sehen: www.duesseldorf.de/stadtgruen/wald/forstrevier-mitte.shtml

Die Steine liegen und sind 1-2 m hoch/lang und tragen Spuren von Bearbeitung (Ritzungen), von denen einige aber eindeutig aus unserer Zeit stammen. Andere allerdings scheinen viel älter und sind Symbole und Zeichen, die mir nicht bekannt sind. Einer hat so etwas wie einen "Napf" (kleine Vertiefung, in der sich Wasser sammelt). Mehr schöne Bilder von den Steinen gibts hier: www.frauensteine-duesseldorf.de

Es ranken sich allerlei Sagen und Geschichten um diesen Platz. Die Entstehungsgeschichte der Steine, eine Ansammlung von Zementquarziten, liegt im Miozän. Einer der Legenden nach soll es sich um eine keltische Kultstätte handeln, wo Druiden und keltische Priesterinnen Opferrituale abgehalten haben sollen und als Orakel- und Weissagungsplatz genutzt worden sein. Eine andere erzählt, dass der alte Rheinlauf über die Ufer getreten sei und das ganze Land überflutet hat. Die Menschen flohen auf die Höhen des Aaper Waldes und errichteten dort einen Altar aus Steinen, auf dem geopfert wurde, um die Götter zu bewegen, das Wasser zu bannen.

Man erzählt sich in der Heimat auch, dass es sieben versteinerte "Hexen" sind, die sich dort - im Zuge der Inquisition - versteckt und ihrer Hinrichtung entgehen wollten. In Düsseldorf und der Umgebung am Rhein gab es viele Prozesse und Hinrichtungen, in Gerresheim steht ein Denkmal für die letzten verbrannten "Hexen" am Niederrhein im Jahr 1738 (mehr dazu bei historicum.net). Die Geister der 7 hätten sich aber nicht zurückverwandeln können und würden dort nun deshalb nachts und bei Vollmond als "Weisse Frauen" umgehen. Gesehen habe ich nie eine oder etwas. ^^

Ein wundervoller Kraftort ist es aber ohne Frage. "Alt" und geschichtsträchtig ist die Gegend auf jeden Fall, südöstlich von den Steinen befindet sich die "Tönnesaap", ein Grabhügelfeld von ca. 2000 v.u.Z., schön zu sehen hier: http://wikimapia.org/6787240/de/Frauensteine-Aaper-Wald (ein paarmal den Abstand vergrössern, dann taucht's auf). Hier die Liste der bekanntsten Bodendenkmäler D'dorfs.

Ganz in der Nähe befindet sich auch das Neanderthal und die Kaiserpfalz Kaiserswerth.
Dort steht (leider versetzt) auch der "Kaiserswerther Menhir", der knapp 2000 Jahre v.u.Z. entstand.


Das Foto ist von naturGucker bei flickr - da gibt's noch mehr vom Wald.

Alles Wissen ist vergeblich ohne die Arbeit, und alle Arbeit ist sinnlos ohne die Liebe. [Khalil Gibran]

Reply Edited on 12/20/2009 08:08 PM.
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