Gedichte

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Ozymandias

55, Männlich

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Re: Gedichte

von Ozymandias am 08.07.2012 12:16

Weltweisheit

 

Lebst du ein Jahr in Gram und Leid:
Du lebtest keine Stunde Zeit.

Ein Tag gelebt in Lieb' und Kuss,
Es ist ein ganzes Jahr Genuss!

Ein Jahr verbracht in frommem Wahn,
Ist keine Stunde wohlgetan.

Ein Stündchen Scherz, ein Stündchen Wein,
Das ist: ein Jahr lang glücklich sein!

Ein Jahr im Staats- und Pfaffenjoch
War keine Stunde Leben noch!

Ein Stündchen froh und frei die Brust:
Ein Jahr voll Leben und voll Lust!

Du Knecht der alten Menschennot,
Wie lang schon, Jüngling, bist du tot!

Du Greis in der Erinnerung
Durchlebter Freude: o wie jung!

Wer sich in Angst und Pein begräbt,
Der hat sein Leben nicht gelebt.

Wer nur nach Lust und Schönheit strebt,
Der hat die Ewigkeit durchlebt.

Wem niemals um den Himmel bangt,
Der hat den Himmel schon erlangt.

Ein Leben ohne Harm und Leid,
Das ist die ewige Seligkeit.

Adolf Glaßbrenner (1810-1876)

 

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Das Leben ist ein langer Gang mit sehr vielen Türen, man braucht nur den richtigen Schlüssel.
            

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Ozymandias

55, Männlich

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Beiträge: 1030

Re: Gedichte

von Ozymandias am 09.07.2012 22:16

An die Weisheit

 

Holde Himmelstochter, deren Klarheit
Jeden Geist, der frei ist, an sich zieht,
Allgetreue Führerin zur Wahrheit,
Die den Sterblichen bald äfft, bald flieht!

Licht, von dessen Strahl die Seele lebet,
Sonne der gesammten Geisterwelt,
Du, zu der der Adler in uns strebet,
Den die Hülle noch gefangen hält!

Du, die man seit Menschenangedenken
Als ein Weib im Ritterschmuck verehrt,
Das mit männlichfestem Ernst uns – denken,
Und mit Weibesinbrunst – lieben lehrt!

Deren Schild die Schlangenbrut gedämpfet,
Die der schwache Mensch im Busen nährt,
Deren Lanze gegen Drachen kämpfet,
Die der blöde Geist auf Knien ehrt!

Deren Aug', an Sonnenglanz gewöhnet,
Nie vor einem Strahl der Wahrheit bricht,
Und dem Geist, der zu erblinden wähnet,
Winkt: Blick auf, die Wahrheit blendet nicht!

Dich, o Göttin! die wir Weisheit nennen,
Sucht sich unser reger Geist zur Braut;
Aber wird er dich erreichen können,
Dich, vor deren Höh' dem Blicke graut?

In dem Dunkel dieses Erdenlebens
Rangen Viele schon nach deinem Licht,
Aber ach! sie mühten sich vergebens,
Denn, wo sie dich suchten, warst du nicht.

Mit dir prangten Griechenlands Sophisten,
Glaubten sich bereits auf deiner Spur;
Aber ihre Kunst war Überlisten
Wo du leuchtest, blendeten sie nur.

Um den Geist an deinem Blick' zu sonnen,
Sperrte Diogen ins Fass sich ein;
Doch die Weisheit wohnet nicht in Tonnen,
Denn der Weise lebt sich nicht allein.

And're suchten dich in heißen Wüsten,
Streiften da den Menschen von sich ab,
Harrten, wachten, fasteten und büßten,
Und bereiteten dem Geist sein Grab.

Doch du wohntest nicht in einem Lande,
Wo der Geist mit Hirngespinnsten focht,
Und bliebst fern von einer trägen Bande,
Die der Menschheit nichts – als Körbe flocht.

Andre suchten dich im Land der Sterne,
Gingen über Wolken hoch einher,
Und vergaßen in erträumter Ferne
Sich und andre Menschen um sich her.

Viele wähnten in der Hieroglyphen
Rätselhaften Nacht dich eingehüllt;
Doch sie irrten, denn vergebens griffen
Sie im Finstern nach der Sonne Bild.

Wir auch, Göttin, streben dir entgegen,
Wir auch folgen deiner lichten Spur,
Aber nicht auf allen diesen Wegen,
Auf dem offnen Pfade der Natur.

Hör' uns, Göttin, wenn wir hier auf Erden
Auf zu dir um Selbsterkenntniß fleh'n,
Lass es Tag in unserm Innern werden,
Dass wir alle uns're Flecken seh'n!

Lass der Menschen Herz sich uns entfalten,
Schütz' es vor Betrug und Heuchelei,
Dass der Mensch in allen den Gestalten,
Die Natur ihm gab, uns heilig sei!

Lass uns nie der Dummheit Tempel bauen,
Lehre der Gewalt uns wiedersteh'n,
Lass den Heuchler durch und durch uns schauen,
Und der Bosheit Schlangengang uns seh'n!

Lass uns hier in einem Bund vereinet,
Helfen, wo der Mensch den Menschen plagt,
Lass uns hören, wo die Unschuld weinet,
Und die Schwäche über Stärke klagt!

Lass, o lass der Menschheit Wohl uns gründen,
Sie verehren in dem kleinsten Glied,
Und den Friedenszweig ums Haupt ihr winden,
Der in deinen Händen nie verblüht.

Aloys Blumauer (1755-1798)

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Ozymandias

55, Männlich

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Beiträge: 1030

Re: Gedichte

von Ozymandias am 16.07.2012 00:14

Quallen haben kein Gesicht, kein Gehirn und kein Herz.
Niemand braucht sie und dennoch sind sie da.
Sie sind rund und lassen sich meist nur treiben,
wie als besäßen sie keinen Willen und bräuchten sich vor niemandem zu fürchten.
Wie gerne wär' ich eine Qualle; ohne Sinn und ohne Verstand, ohne die Maschinerie des Denkens und Müssens.
Ohne Hoffnung; ohne Anspruch, etwas zu sein oder zu werden.

Eine Qualle sein.

keoma 2008

 

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 16.07.2012 00:16.

weirdo
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Beiträge: 2046

Re: Gedichte

von weirdo am 18.08.2012 22:39

Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
ist wert, dass es zugrunde geht;
Drum besser wär´s, dass nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz, das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.

Mephistopheles in "Faust", J.W. Goethe

Alles Wissen ist vergeblich ohne die Arbeit, und alle Arbeit ist sinnlos ohne die Liebe. [Khalil Gibran]

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weirdo
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-, Weiblich

Beiträge: 2046

Re: Gedichte

von weirdo am 18.09.2012 09:19

Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst Du nur das Zauberwort.

(Joseph von Eichendorff)

Alles Wissen ist vergeblich ohne die Arbeit, und alle Arbeit ist sinnlos ohne die Liebe. [Khalil Gibran]

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