Ehrenamt - pro contra
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sco
Gelöschter Benutzer
Ehrenamt - pro contra
von sco am 06.12.2009 00:48Ich finde alle politischen Beiträge ganz bemerkenswert - wer macht sich schon viele Gedanken wenn von anderen gedacht und gemacht wird. Der Tag des Ehrenamtes fand aktuell statt mit vielen Ehrungen, wie in den Nachrichten bekanntgegeben wurde und dass noch viele, viele Menschen gebraucht würden, die alles nur erdenkliche leisten, damit es widerum Nutzen stiften sollte. Im Prinzip hört sich das wie reinster Kommunismus an. Wenn jeder ohne Entgeld buckelt, dann könnten Alle davon leben. Schön und gut - nur wie sieht das in einem superreichen Land aus, wo immer weniger sehr Reiche das Ehrenamt über die Medien energisch einfordern und auf der anderen Seite keine Arbeitsplätze zum nackten Überleben angeboten werden. Meistens sehen es die "Ehrenamtler" gar nicht, dass sie an der "Schieflage" von Reich und Arm mitbasteln. Jüngster Fall, der mir bekannt wurde: Ein Lehrerpensionär meldete sich als Busfahrer für eine Sozialeinrichtung. Der angestellte Fahrer wurde rausgeekelt und jetzt wird bereits der zweite "Ehrenamtler" gesucht. Der Wahn des Ehrenamtes "etwas Gutes zu tun" ist fest verankert in unserer Gesellschaft, ich befürchte, dass die "Selbständigen Berufe" als nächstes unter die Räder des Ehrenamtes kommen. Ich schreibe hier quasi auch ehrenamtlich und vielleicht bin ich auch schon drin in der Maschine des Ehrenamtes. Ich eröffne den Thread mal, um zu sehen, wie das Ehrenamt von FG - Freunden gesehen bzw. erlebt wird.
Beste Grüße von sco
Re: Ehrenamt - pro contra
von Zero4Zero am 06.12.2009 02:56Pro. wenn es wirklich was nütz ist es gut. z.B. das irgendeine Caritative einrichtung ein bischen Geld einspart ... Aber so wie beschrieben natürlich nicht....
Contra, ich hab besseres mit meiner Zeit zu tun, als mich ehrenamtlich zu beschäftigen. 3 Kinder und Frau wollen einfach beschäftigt werden, ausserdem nimmt mein Job mich 12 Std am Tag ein ....
Ich frag mich sowieso wo die ganzen Ehrenamtlichen Leute ihre Zeit hernehmen .... Familie, Job ....
Ich trinke kein Wasser, da fi.... Fische drin ;)
Re: Ehrenamt - pro contra
von weirdo am 10.12.2009 14:36Pro...
...weil dafür immer Zeit "bleibt". Zeit ist das, was man daraus macht:
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
(Lucius Annaeus Seneca)
Natürlich muss die Familie dann auch dahinterstehen, ich finde es aber mehr als positiv, wenn die Kinder sich (natürlich freiwillig und im Rahmen derer Zeit - Schule, Freunde, Hobbies etc.) mitbeteiligen und sich auch für andere engagieren. Lernen für's Leben - und erkennen, dass Geben viel mehr bedeutet als Nehmen. Die Zukunft, die wir uns wünschen, müssen wir den nachfolgenden Generationen vorleben. So und nicht anders funktioniert das immer schon. sco hat allerdings sehr recht, wenn er sagt, dass man mit "ehrenamtlichen Tätigkeiten" (wozu z.B. aber auch Wahlhelfer gehört) vielleicht genau das Gegenteil von dem tut, was man eigentlich bewirken möchte. Ein Beispiel für scos Bedenken: Wenn die "Armen" sich massig Lebensmittel (weggeworfen oder nicht) gegen Bescheid abholen können, scheint das "ehrenhaft" - unterstützt und verstärkt aber letzendlich nur Abhängikeit und Unmündigkeit, wenn der Impuls oder die Hilfestellung, selbst etwas gegen die eigene Situation zu unternehmen, fehlt.
Ich persönlich würde niemals einer Hilfsorganisation einfach nur Geldwerte spenden.
"Hilfe zur Selbsthilfe" ist für mich das Einzig akzeptable, was man tun kann/sollte...
Alles Wissen ist vergeblich ohne die Arbeit, und alle Arbeit ist sinnlos ohne die Liebe. ♥ [Khalil Gibran]
sco
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Re: Ehrenamt - pro contra
von sco am 18.01.2010 11:12@ all
ich bin sicher, dass ich jetzt der unterschwelligen Wut bezichtigt werde. Ich bin mir dagegen sicher, dass meine Wut nicht unterschwellig ist. Nachdem für Arbeitssuchende seit bereits längererer Zeit die "Zwangsarbeit" eingeführt wurde, will jetzt Roland Koch den Deckel auf diesen Dampfkochtopf setzen und fest zuschrauben. Ja gibt es Niemanden, der diesen ... (denkt was Ihr wollt) stopt. Es gibt mehrere Arten des Ehrenamtes in Deutschland: Die Leute, die meinen, dass mit ihrer Arbeit nur Gutes bewirkt wird. (Bsp. Hausfrau/mann + Kindererziehung), für soziale Einrichtungen wirken, dass die oberen Etagen getragen werden können (Bsp. Karritative + Religiöse Einrichtungen). Leute, die meinen, dass ihre Arbeit dem eigenen Profil nützt. (Bsp. Vereine + Kulturtätigkeiten). Natürlich gibt es viele Mischformen dieser ehrenamtlichen Arbeitsbewältigungen. Dazu ist vor einiger Zeit die "Zwangsarbeit" der Hartz IV - Empfänger gekommen. Stolz wird berichtet über Taschengeld bis 1,50 Euro/Std., das sogar behalten werden darf. Was ein profilneurotischer Bügermeister oder Schöffe für weit weniger anstrengende Bemühungen erhält, bleibt unterm Teppich verborgen. Die Hausmänner und Frauen sind in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit dagegen noch unter Hartz IV - Niveau (aber da sind sie ja neben der ganzen Haus- und Kindererziehungsarbei auch oft noch zusätzlich betroffen.) Was Roland Koch anzettelt, dass weitere bezahlte Arbeitsplätze in "Ehrenamt" der untersten Kategorie umgewandelt werden sollen, ist eine Riesen... Dabei können diese "Zwangsarbeiter" die soziale Stufe Hartz IV nie verlassen, weil so gut wie nie der kommunale "Arbeitgeber" so eine billige Arbeitsstelle in eine reguläre Stelle wandelt. Als wirkliche Ehrenamtler sollten wir alle Arbeit sofort niederlegen oder einschränken, die Arbeitsplätze zerstört, von dem andere Menschen bezahlt "leben" könnten. Weit wichtiger wäre es einmal festzulegen, was Kindererziehung, Haushalt und alle Tätigkeiten die so zum Wohle Vieler erbracht werden wert sind. Erst wenn sich keiner mehr findet, der sein Geld zum Lebensunterhalt nicht mehr verdienen kann oder darf, sollte der freiwillige Einsatz des "Wertes" vom Ehrenamt zum tragen kommen. Dies ist meine Meinung und es reizt mich ungemein, wenn zeitgenössische Politiker reale Lebensumstände einfach nicht zur Kenntnis nehmen wollen und nie den Ansatz bei der Arbeitsverteilung suchen, sondern starr in konservativsten Bahnen denken. Leider wird nicht Eine oder Einer, von seinem "Ehrenamt" lassen wollen, selbst wenn er weiß, dass er lebensnotwendige Bezahltarbeit vernichtet. Alle Bemühungen und Arbeiten gleich zu entlohnen ist Utopie. Es ist aber an der Zeit zu erkennen, wohin ganze Massen hinmanipuliert werden sollen - mit Hilfe ganz gutgläubiger "Gutmenschen" zum Wohle recht weniger Obenschwimmer. Irgendwie haben wir das alles schon mal gehabt - denkt mal alles grenzwissenschaftlich nach - die betroffenen Hartz - IV Menschen werden verplant, verheizt und unterdrückt als billigste Erfüllungsgehilfen, oft bei guter Ausbildung und gutem Bildungsstand. Auch dieses Kriterium wird immer wieder in der Politik so dargestellt, dass Hartz IV-Betroffene keinerlei Bildungsstand aufweisen. Roland Koch beschädigt im Moment das Ehrenamt, beleidigt mit seinen Forderungen die Hartz-IV-Betroffenen Menschen und erkennt nicht einmal rudimentär, dass alle Tätigkeiten letztendlich den Lebensunterhalt wiederum aller Menschen betreffen. Koch besitzt eine würdevolle und vom Volk gewählte Aufgabe und wird für seine Planungsvorhaben und Äußerungen wohl nicht einmal bestraft werden. Das Recht auf Meinungsfreiheit wird wohl als nächstes genau so geplant unter die Räder kommen. Wenn jeder beim "Zwangsarbeiten" ist, wird es keine mehr oder weniger geistvollen Beiträge in Foren mehr geben ... die zumindest für mich erkennbare Absicht von Herrn Koch.
Durchleuchtende Grüße von Sco
Re: Ehrenamt - pro contra
von Headwaltz am 18.01.2010 19:16wenn roland koch so erpicht darauf ist aktuelle berufsstände in ehrenämter umzuwandeln, dann sollte der narr mit seiner eigenen position anfangen... ein politiker zu sein sollte ehrenamtlich geschehen, schließlich bekommen die hunde genug geld von betrieben... ach nein, das stimmt ja alles nicht, wenn man den verlogenen westerwelle glaubt und die millionen-spende eines reichen hotelvereins zu wahlkampfzeiten als normal betrachtet... schließlich ist es nur zufall, das danach die umsatzsteuer für hotels auf 7% herabgesetzt wurden (komisch, dass sich nur bei den hotelpreisen nichts geändert hat).
die leute haben kein vertrauen mehr in merkel, die führenden parteien sind zerstritten, es folgt ein debakel nach dem andern, die leute werden bewusst belogen und so langsam aber sicher merken sie es, weil unsere regierenden laienschauspieler immer mehr die kontrolle verlieren...
so allmälich sollte man die chance nutzen und auf die verdammte straße gehen... dieses system ist so kaputt.
koch hat wohl zuviel höhenluft geschnuppert, dass er wohl nicht mitbekommt, was "unter" ihm passiert. es gibt gute, wie auch strittige ehrenämter, weil nutzen und aufwand oft gut passen aber auch manchmal in ganz anderen sphären voneinander getrennt sind... aber sowas merken die politiker nicht mehr hinter ihren dicken palastwänden.
@ sco: wut mit guten sitten ist willkommen...und deine ambition ist nach meiner meinung absolut richtig.
Set The Controls To The Heart Of The Sun
Re: Ehrenamt - pro contra
von weirdo am 19.01.2010 10:25Ja, Wut ist gut - wenn sie aufrüttelt und in produktiven Zorn umgesetzt wird.
Was sco da anspricht, ist ja auch ein Paradoxon:
Ein Ehrenamt sollte eine freiwillige, unentgeltliche Sache des Herzens sein!
Was da Herr Koch et al erreichen will, ist eine Entlastung der Staatskassen.
Ebenso ein Paradoxon:
Die ca.-Milliarde, die dabei verlustig geht, soll uns doch als Steuererleichterung geschenkt werden?
Gleiches Prinzip (schmieren+gieren) griff ja auch schon bei der Verlängerung des Abwrackprämienirrsinns.
Immerhin hat dieser neue Vorfall eine Diskussion über Obergrenzen solcher "Spenden" ausgelöst.
Alles Wissen ist vergeblich ohne die Arbeit, und alle Arbeit ist sinnlos ohne die Liebe. ♥ [Khalil Gibran]
sco
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Re: Ehrenamt - pro contra
von sco am 28.02.2010 02:46@all
die Westerwelle hat gezeigt, dass er den Koch leicht abkochen kann. Hartz IV-Menschen sollen jetzt ehrenamtlich Schneeschippen. Gut, dass die Sonne jetzt ein Machtwort spricht. Leider kommt der nächste Winter auch wieder.
Warum, Herr Westerwelle, kann Schneeschippen nicht als bezahlte Arbeit mit einem Einkommen, das für den Lebensunterhalt und etwas mehr reicht, bezahlt werden? Warum müssen diese Menschen immer wie Sklaven beschimpft und behandelt werden und quasi in scheinbar demütigende ehrenamtliche Arbeit gezwungen werden. Jeder leistet körperlich und geistig unterschiedliche Ergebnisse. Nicht jeder kann sich wie eine gutbezahlte dekadente Parteispitze aufführen. Nachdem Herr Westerwelle mehr der geistigen Arbeit zuzuordnen ist würde ich ihm für seine geistige liberale Gesinnung gerademal einen, bis heute nicht existierenden Mindestlohn, zukommen lassen. Vorbehaltlich der Feststellung eines Verbrechens gegenüber einem Teil des Volkes. Volksvertreter dürfen ungestraft über einen festgestellten Grundgesetzverstoss hinweggehen, indem einfach alles hinterher gesetzlich umgebaut wird. Berlusconi lässt grüßen. Das ist der Punkt, der das Ehrenamt absolut beschädigt. Ehrenamtler nehmen immer Arbeit ab. Die Wohlhabenden heben ihren Status damit und die Minderbemittelnden sollen den Dreck wegmachen, bitteschön umsonst, damit keine Reinigungskräfte bezahlt werden müssen !!!
Re: Ehrenamt - pro contra
von querdenkerin am 08.03.2010 15:11Ich werde mich für ein Ehrenamt bereit erklären, wenn unsere Politker und Ex-Politiker statt hochbezahlter Posten im Aufsichtsrat (ggf. auch in mehreren) sich ehrenamtlich engagieren würden.
MIr fehlt es zwar nicht an Zeit, aber das Geld, um dort hinzufahren.
sco
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Re: Ehrenamt - pro contra
von sco am 08.03.2010 16:14Hallo Querdenkerin,
Fahrtkosten werden im "Ehrenamt" sehr oft und gerne bezahlt. Es stellt sich die Frage, ob bei der Leistung des Ehrenamtes nicht bezahlte Arbeit vernichtet wird. Ich unterscheide mehrere Stufen des Ehrenamtes. Von unfreiwilligen Leistungen bis zu höchsten persönlich ambitionierten Einsätzen. Allesamt gut gemeint, aber letztenendes ist es der gesellschaftliche Knackpunkt. Warum arbeiten wir nicht alle und auf jedem Gebiet auf ehrenamtlicher Basis ??? Weil Hierarchien gewöhnt, gewünscht und gewählt werden. Fängt im Kindergarten an, durchläuft das Muster der Schule und im Berufsleben, wie in der sogenannten Freizeit und ist so eine stets fest verankerte Verhaltensweise. Meine Sichtweise ist etwas radikal, aber ich befürchte, dass die unteren Stufen des Ehrenamtes die Wegbereiter für große soziale Verwerfungen sein werden, bzw. schon sind. Die oberen Ehrenämter sind ja immer schon gut dotiert gewesen, da brauchen wir uns keine Sorge um die Zeit- und Geldrelation machen !
beste querdenkende (kann ich leider auch nicht immer) Grüße von sco