-RedAlert- Suche Rat und hoffentlich Unterstützung

Re: -RedAlert- Suche Rat und hoffentlich Unterstützung

Deine Problemchen (sorry, mehr als "chen" ist das wirklich nicht) sind typische Anzeichen, typisch adoleszenter Depressionsschübe - das geht vorrüber!

Die rebellische Auseinandersetzung mit Regeln ist ein ebenso typisches Zeichen dafür. Die teuflische Verflixtheit ambivalenter Gefühle, tritt in dieser Lebensphase u.U. sehr heftig auf. Auf der einen Seite steht der Drang eines noch neuen, halbwegs schon wachen Menschen, das Alte komplett über Bord zu werfen und alles Neu zu machen (nur in der Jugend glaubt man tatsächlich, eine Lebensspanne reiche aus, die Welt zu verändern... haha!), andererseits, das intuitive Wissen, dass es ohne Regeln auch nicht geht, dazu der eklatante Mangel an Lebenserfahrung, bessere Ersatzregeln zu konstruieren. Frustrierend ... aber wie gesagt, das legt sich.

Erwachsen werden und -sein, bedeutet Freiheit in Unfreiheit, im Gegensatz zum Kindsein, das Unfreiheit in Freiheit ist. Die schleichende Erkenntniss, im Grunde genommen nur vom Regen in die Traufe zu kommen, bedingt einen jahrelangen Anpassungsprozess, in dem herausgefunden werden muss, wie man ohne großartig vom Gestank überwältigt zu werden, am Besten durch den Ozean aus Gülle kommt, der bis zum Lebensende, riesig ausgebreitet auf einen wartet. Die echten Probleme dabei kommen erst noch ... Die Angst, angesichts solch unakzeptabler Existenzbedingungen zu versagen, ist also normal ... innerhalb der Strukturen eines Irrenhaus, in dem wir leider zur Zeit eingesperrt sind. Ignoranz und Irrationalismus, so wie er diese Menschengesellschaft auf´s Übelste kennzeichnet, ist nicht mit rationellen Methoden beizukommen. Darum versuche erst gar nicht gegen diese Strukturen anzukämpfen, sondern löse sich von ihnen.

Probleme, besonders solcher Art, wie du sie schilderst, die in Wahrheit gar keine sind, eleminiert man, in dem man sich davon löst. Zunächst gedanklich (einfach ignorieren), denn dann wird der Verwirklichungsprozess unterbrochen, findet keine Nahrung mehr und in deinen Wahrnehmungsfokus geraten andere Dinge (aus dem man dann natürlich wieder andere Problemchen kreieren kann, wenn man von dieser kreativen Beschäftigung dann immer noch nicht die Schnautze voll hat ...

Mit wem willst du reden? Mit Jemand der dir an Erfahrung voraus ist, oder mit anderen adoleszenten Depressiven deiner Altersstufe? Die Alten haben doch eh keine Ahnung von gar nix (ein Glaube der komischerweise auf Gegenseitigkeit beruht ...). Ein solches Vorhaben hätte in der Realität da draussen also schlechte Chancen. Ich selbst hätte erhebliche Probleme, ein Gegenüber gebührend ernst zu nehmen, der Bushido für einen großartigen Künstler hält, der mit seiner bis in die Kniekehlen heruntergezogenen Jeans aussieht, wie eine lächerliche Comic-Figur und der Komasaufen für einen Volkssport hält (siehst du die irren Schranken der Vorurteile?).

Dann doch lieber über die virtuelle Welt, so wie hier. Ich alter Sack, habe hier tolle, höchst beeindruckende adoleszente Bushido-Depressive getroffen - 17, 18 Jahre alt, und die haben mich und andere alte Säcke hier getroffen. Eine wirklich fruchtbare (ganz gewiss nicht furchtbare) Begegnung, die draussen auf den weit verzweigten Fluren des Irrenhauses, niemals so hätte stattfinden können.

Ich habe jetzt zwar analysiert, aber nichts zur Problemlösung beigetragen. Das liegt daran, weil ich sie aus meiner verstockten Altersssicht nicht ernst nehmen kann. Aber, ich glaube dir natürlich, dass sie für dich tatsächlich ein Problem darstellen. Darum, mit ein bisschen Geduld, wirst du hier, an den erstaunlich weisen Erkenntnissen der Mitglieder deine Alterklasse teilhaben können. Auch an denen von älteren, wenn du es fertigbringst, dich aus Vorurteilen zu lösen.

Mal schauen ...

Re: -RedAlert- Suche Rat und hoffentlich Unterstützung

Re: -RedAlert- Suche Rat und hoffentlich Unterstützung

hört sich ja fast wie bei mir an.

war auch aufm gymnasium, lief zum anfang richtig gut, dann wurde ich auch völlig lustlos, meine problemfächer waren auch deutsch und latein. ich war der meinung, dass latein der größte schwachsinn überhaupt ist und deutsch auch für nix richtiges zu gebrauchen ist (textanalyse, interpretationen, gedicht bla.)

dann war mein schnitt irgendwann so mieserabel, dass ich vor der wahl stand: wiederholen oder auf die realschule.
ich hab mir überlegt, dass sich eh nichts an meiner einstellung bezüglich latein und deutsch ändern wird und ich hatte kein bock ein jahr meines lebens zu "verschenken", also bin ich auf die realschule gegangen.
dort hab ich die erste zeit eigendlich auch nix getan und die noten waren nur mittelmaß, irgendwann gings los mit bewerbungen schreiben und schulpraktikum, da fiel mir auf, dass ich eigendlich gar nix kann und wohl als dummer armer mensch enden werde.

diese erfahrung hat mir angst bereitet und ich habe versucht etwas zu finden, was mir spaß macht und was mir liegt: ich habe angefangen zu programmieren. das hat aufgrund meiner faulheit auch mehrere anläufe gebraucht und beim dritten hatte ich endlich so viel grundwissen, dass der rest so ziehmlich von alleine kam. beim programmieren braucht man ein gutes verständnis von logischen abläufen, welches ich nicht hatte. dieses kam mit der zeit und meine programme wurden besser, dies traf erstaunlicherweise auch auf meine mathe noten zu. ich brauchte nicht für mathe zu lernen, das umstellen von formeln und lösen von gleichungen bereitete mir keine schwierigkeiten mehr und auch meine englisch und deutsch noten wurden besser.

wieso weiß ich nicht, warscheinlich trainiert das programmieren gerade die kreativen regionen im gehirn.

mit 16 habe ich dann bereits kleine aufträge bekommen, bei denen ich bis zu 100€/stunde bekommen habe, das hat mir dann total den rücken gestärkt und ich habe noch mehr programmieren "geübt". mit 16 hatte ich dann auch mein erstes kleines projekt auf die beine gestellt, der aufwand war für mich gigantisch und ich war nur ganz knapp im grünen bereich, irgendwann habe ich eingesehen, dass es keinen sinn macht und das projekt beendet.
auch diesen "fehlschlag" würde ich, wenn ich zurückblicke, niemals auslassen, denn daraus habe ich extrem viel gelernt.

das große problem in deutschland ist die angst vor dem versagen, die menschen müssen lernen, dass es überhaupt nicht schlimm ist zu versagen, es ist gut, denn so lernt man am besten. man lernt am besten wenn das gehirn "versagt" hat und man ins feuer fasst: man wird nie wieder vergessen, dass es heiß ist.
[..]

wenn ich so zurückblicke, dann weiß ich heute, dass ich niemals so wäre wie ich jetzt bin, wenn ich noch auf dem gymnasium geblieben wäre und mich richtig angestrengt hätte bzw. den rest meines lebens mit dem lernen von fertigen lösungen verbracht hätte. ich weiß auch, dass ich niemals angefangen hätte mich freiwillig fortzubilden, wenn ich nicht diesen schock effekt gehabt hätte, deshalb bin ich gegen jede form von sozialismus, wie mindestlöhnen oder mehr hartz 4. so fördert man nur dumme und faule menschen.

Re: -RedAlert- Suche Rat und hoffentlich Unterstützung